Es gibt für mich keine schönere Stadt als Lissabon.

 

Ich liebe die Menschen, die Atmosphäre, das Licht, die Gerüche und die wunderbar weiche Sprache.

 

Nachdem ich viele Jahre ausschließlich Kurzgeschichten verfasst hatte, drängte der Wunsch, einen Roman zu schreiben, immer weiter in den Vordergrund. Da war es naheliegend, Lissabon als Ort für meinen ersten Roman auszuwählen, der inzwischen fertiggestellt ist.

 

 

 

Natürlich ist es heute in Lissabon ganz anders als in meiner Kindheit, als ich an der Hand meines Vaters den Comboio bestieg, um von unserem Wohnort Paco de Arcos (damals ein kleines Dorf) ins bunte Lissabon zu fahren, wo mein Vater arbeitete. Es war die Zeit Salazars und rückblickend bin ich froh, nur diese - durch meinen kindlichen Blick geprägten - Erinnerungen zu haben. 

 

Auch der Protagonist meines Romans kennt den Estado Novo nur aus Kindheitserinnerungen. Doch ein diktatorisches Regime hinterlässt Spuren, die über weit mehr als eine Generation hinauswirken. 

 

Der Galo de Barcelos, der über die Jahre so manche Blessur erhalten hat, erinnert mich bis heute an meine Zeit in Portugal und hat einen Ehrenplatz bei mir. 

 

Wie gehen die Portugiesen mit der Aufarbeitung der Zeit der Diktatur um? Diese Frage begleitete mich auf meiner Recherchereise. Die Antwort ist so individuell, wie die Menschen. 

Mich beeindruckte die Aktion, Fotos, die während der Nelkenrevolution im April 1974 entstanden, anlässlich des 45. Jahrestages an den Orten auszustellen, wo sie seinerzeit entstanden. 

Es hat mich tief bewegt, in dieser hellen, strahlenden, optimistischen Stadt vor diesen Fotos zu stehen, die die Befreiung vom Estado Novo dokumentierten.